Klimakonferenz COP28 in Dubai: Zwischen Hoffen und Bangen

3 Fragen an Volker Stelzer

13.12.2023 – Auf der 28. Weltklimakonferenz müssten große Fortschritte gemacht werden, um die Klimakrise abzumildern, so der Wissenschaftler und Experte für nachhaltige Energieversorgung Volker Stelzer. Dadurch, dass die Konferenz von einem der führenden Ölmanager geleitet wurde, waren die Befürchtungen groß, dass es zu einem Stillstand oder sogar Rückschritt in der Klimadiplomatie kommt.

Herr Stelzer, was für Ergebnisse hat die COP28 gebracht, die in Ihren Augen als zukunftsweisend gelten?

Volker Stelzer: Trotz der Befürchtungen, dass es zu einem klimapolitischen Stillstand kommt, hat es doch in einigen Bereichen Schritte in die richtige Richtung gegeben. So sollen folgende Ziele bis 2030 erreicht werden: Verdreifachung der Kapazität von erneuerbaren Energien und Verdopplung der Energieeffizienz. Dazu ist ein Fond für den Ausgleich von Schäden, die durch die Klimaerwärmung verursacht werden, aufgelegt worden.

Hat die Klimakonferenz auch Ergebnisse hervorgebracht, die weniger positiv sind?

Eigentlich ist es längst überfällig zu beschließen, dass in Zukunft die Nutzung von fossilen Energieträgern beendet wird. Vor zwei Jahren wäre dies wenigstens für Kohle fast im Abschlussdokument formuliert worden. Aber die Formulierung „Übergang weg von fossilen Energieträgern“, der gegen harten Widerstand unter anderem der OPEC-Staaten durchgesetzt wurde, ist ein kleiner Fortschritt.

Die Konferenz thematisierte unter anderem auch die Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid. In wie fern ist diese Technologie entscheidend auf dem Weg zur Klimaneutralität?

Es gibt Prozesse, beispielsweise die Herstellung von Zement, die nicht alleine durch den Umstieg auf erneuerbare Energien klimaneutral werden können. Für solche Prozesse ist es meines Erachtens sinnvoll das Kohlendioxid abzuscheiden. Allerdings sollte dies nicht in einer unsicheren und teuren Technologie im Untergrund verpresst (Carbon Capture and Storage), sondern für die Herstellung von Kunststoffen, Medikamenten oder anderen Stoffen genutzt werden. Denn auch diese Bereiche sollten in Zukunft ohne Erdöl und Erdgas auskommen. Bei den CCS-Methoden ist vor allem zu berücksichtigen, dass sie sehr energieintensiv sind. Durch die bloße Anwendung der Technologie erhöht sich die Nachfrage nach mehr Energie erheblich. Man müsste alle Emissionen der Kohlekraftwerke, die den Strom für das CCS bereitstellen, dieser Technologie sozusagen als CO2-Rucksack mitgeben. Dies würde deutlich machen, dass es sich dabei nicht um eine Klimaschutztechnologie handelt.

Volker Stelzer

Zu Volker Stelzer

Volker Stelzer ist Wissenschaftler und forscht seit über 20 Jahren am Karlsruher Institut für Technologie zur Zukunft der Energieversorgung. Dabei widmet er sich insbesondere der Frage, wie der Übergang von der alten Energiewelt zur neuen Energiewelt gelingen kann. Mehr zu Volker Stelzer erfahren